Mysla und Oderbruch
Eingereicht am 13.08.2012 um 15:06
Die Mysla in Polen: Leichtes Wildwasser – aber mit Hindernissen – für das (verlängerte) Wochenende (Übrigens liegt Oderberg etwa 70 km nordöstlich von Berlin an der polnischen Grenze.)
Wir waren zu viert und trafen uns beim Oderberger Kanuverleiher, um uns von ihm nach Debno (östliche Oderseite, also Polen) bringen zu lassen.
Wir hatten uns über den Oderberg-Verleiher nach Debno bringen lassen (Dauer etwa 1,5 Stunden).
Wir mieteten zwei gute Dreier. Was ich unter „gute Boote“ verstehe? Sie müssen robust sein, viel Gepäck aufnehmen können und auch leicht-laufend sein. Der Verleiher in Oderberg bietet tolle Boote von der Firma GATZ an: Mohawk (das sind Dreier) und Cherokee (das sind Vierer). Wir haben die Dreier mit viel Gepäck zu zweit gefahren. Als ich letztes Jahr dort ein Boot gemietet hatte, kaufte ich mir nach der Tour das Cherokee auf dem Gebrauchtmarkt, weil es mich so begeistert hatte. Das Boot ist ein Allrounder und auch für Familien gut geeignet.
Die folgend beschriebene Tour ist ausschließlich ´was für harte Männer oder ebenso harte Frauen, aber keinesfalls für Familien mit kleinen Kindern zu empfehlen!!!
Wir wurden ein paar Kilometer nördlich von Debno an der Mysla „ausgesetzt“, um von dort aus in zwei Tagen an die Oder zu paddeln (was uns auch gut gelang). Der Einsatzpunkt ist bei Wieclaw.
Die Mysla ist stärker strömend, sehr urwüchsig und hat viele Bäume, die man über- oder unterfahren muss. Nur einmal mussten wir die Boote (vom Verleiher von der Firma GATZ, Typ Mohwak (Dreier)) aus dem Wasser heben, weil wir an einem Baum nicht vorbei kamen. Fast der gesamte Lauf ist stark bewaldet. Eine Herausforderung ist die Strömung in Kombination mit den Bäumen im Wasser!!
Fünf Wehre galt es zu umtragen (u. a. nutzten wir auch Privatgrundstücke, nachdem wir vorher gefragt hatten).
Eine gute Übernachtungsmöglichkeit ist am Stauwehr am Ort Chwarszczany. Wir hatten niemanden gefunden, den man fragen konnte und dann einfach die Zelte dort aufgeschlagen. Ein nahegelegenes Restaurant an einer alten Backsteinkirche bot reichhaltiges Essen und ein schönes, kaltes Bier. Das Restaurant ist vom Ortskern etwa 400m entfernt und hat nur bis 20 Uhr geöffnet.
Ich bin ja schon sehr viel gepaddelt, aber so viel Natur hatte ich noch nie auf einmal!
Auf der zweitätigen Tour sahen wir Eisvögel, ein Wildschwein, Rehe, Störche, Graureiher, einen Baummarder und einen Steinmarder.
Die letzten Kilometer vor der Mündung in die Oder führt die Mysla durch Wiesen. Das letzte Dorf vor der Grenze war für uns besonders sehenswert, weil wir dort mindestens 11 Störche auf ihren „Hochsitzen“ beobachten konnten.
Wer die Tour verlängern möchte, kann sich auf der Mysla höher einsetzen lassen oder aber die Oder in Richtung Stettin paddeln.
Wer eine Alternative zur Mecklenburger Seenplatte sucht und ´mal als Individualist oder Kleingruppe pure Natur und sportliche Herausforderung haben will, dem lege ich diese Tour ans Herz.
Übrigens:
1) Der Oderberger Verleiher bietet einen wunderschön gelegenen Platz zum Übernachten an. Dort kann man an einem riesigen Holztisch mit 10 Personen sitzen, der in einem zur Wasserseite offenen Fachwerkhaus aufgestellt ist. Das Fachwerkaus bietet sanitäre Anlagen!
2) Von Oderberg fährt man etwa 10 Minuten mit dem Auto bis zur polnischen Grenze. Auf dem dortigen Markt kann man wunderbar ´was essen und einkaufen. Treibstoff fürs Fahrzeug war dort etwa 20 Cent pro Liter billiger als in Deutschland.
3) In Niederfinow (auf der deutschen Seite) befindet sich 11k m von Oderberg entfernt ein sehenswertes Schiffshebewerk!
Rolf Demohn